Die Technische Universität München hat den Grundgedanken des „Einfach bauen“ so formuliert:
"Die Komplexität der Konstruktionen und Gebäudetechnik steigt seit Jahrzehnten stetig. Dies betrifft die Anforderungen an Standsicherheit, Wärme-, Feuchte-, Brand- und Schallschutz, Hygiene und Gesundheit wie auch den allgemeinen Nutzerkomfort. Das äußert sich in einer fast unüberblickbaren und weiter steigenden Zahl an Normen und Baugesetzen. Das damit anvisierte Ziel der Qualitätssicherung wird oft nicht erreicht: Die Folge der Komplexität ist eine hohe Fehlerquote in Planung und Ausführung sowie eine Überforderung von Bauherren und Nutzern. ..." [www.einfach-bauen.net ]
Zu diesem Thema kann hier ein Online-Vortrag von Florian Nagler für Bauherrn und Architekten angeschaut werden.
Hier einige Überlegungen zum „Einfachen bauen“, die im Vortrag und in der Dokumentation der TU München dargestellt wurden:
Kompaktheit, Hüllfläche reduzieren. Bauliche Dichte erhöhen
Reduktion der Fenstergröße auf das Mindestmaß, Verwendung von Klarglas mit 3 Scheiben
Thermische Trägheit: »Eine schwere Bauweise speichert die Temperatur. Über Nachtlüftung kühlt die thermische Masse ab.«
Fensterlüftung & Abluft, Lüftung über Fensterfalzlüfter, Abluftventilatoren in den innenliegenden Bädern
Reduktion von Installation, Sicht-Installationen
Materialgerechte Konstruktion »Wenige, sortenreine Bauteilschichten verwenden. Zu robusten und langlebigen Konstruktionen fügen.«
einfache Wandkonstruktionen in Form monolithischer Konstruktionen
einfache Fußbodenaufbauten als massive einschalige Betondecke mit Belag aus Sisalteppich
„geneigtes Dach, Vordächer haben sich extrem bewährt“
Die meisten dieser Lösungen sehe ich als gute Anregung, bei einigen würde ich Vor- und Nachteile individuell klären, und von manchen würde ich abraten.
Als Architekt ist es mir wichtig, den Grundgedanken des „Einfach bauen“ mit der Baubiologie zu verbinden und dabei die Kreislaufwirtschaft zu berücksichtigen.
Ich suche gemeinsam mit meinen Bauherren nach individuellen baubiologischen Lösungen, wo die Grundgedanken des "Einfachen Bauens" einfließen. Damit können die Bedürfnisse der Bauherren und gleichzeitig auch die in Italien gültigen gesetzlichen Anforderungen berücksichtigt werden.
Fig1. Schallmessung in einem Holzhaus aus baubiologischen Materialien
Fig2. Das "Einfache Bauen" steht und fällt mit Anforderungen an Installationen und Bauqualität.
Der einfache Rückbau von Materialien und die Wiederverwendung im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wird gesellschaftlich immer wichtiger und ist auch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Eine wesentliche Bedingung für die Kreislaufwirtschaft ist der Verzicht auf giftige Substanzen in Materialien, und damit auch eine transparente Deklaration der Inhaltsstoffe ("Volldeklaration"). Derzeit gibt es in Europa keine gesetzliche Verpflichtung zu einer transparenten Deklaration der Inhaltsstoffe. Die Sicherheits-Datenblätter nach REACH ermöglichen immer noch die Industrie-Geheimnisse, wodurch die Verwendung von giftigen Substanzen und Nano-Technologien weiterhin intransparent bleiben können. Einzig die Bestätigung der Hersteller, dass außer den angegebenen Substanzen keine weiteren enthalten sind, würde Sicherheit geben.